Raum 9: Neonazis in Neumünster
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Neonazis in Neumünster
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in Schleswig - Holstein ...
 
 

 
 
 

   
 
  
Aus einer Ansprache 
 
Zur Eröffnung der Ausstellung "Judenverfolgung in Neumünster" hat der Stadtvertreter Herr Günter Humpe-Waßmuth auch darauf hingewiesen, dass Rechtsradikalismus ein Teil der heutigen Jugendkultur sei.  
Es seien nicht viele, aber zu viele. (Er zitierte Michael Friedmann)  
  
Auch in Neumünster gebe es einen Club 88 und  junge Menschen in Faldera, auf die rechtsextreme Thesen verführerisch wirkten. Alle seien gefordert, diesem Gedankengut Widerstand zu leisten.  
"Es sollte ein Anliegen der Eltern sein, ihre Kinder auf dieses Thema aufmerksam zu machen", sagt Horst Riepen: "Man kann sich nicht abnabeln von der Geschichte."   (vgl. Holsteinischer Courier vom 1998).  
 
 
  
Damit haben wir uns beschäftigt 
  
Mit dem Thema "Neonazis" und "Rechtsradikale" haben wir uns in diesem Zusammenhang besonders beschäftigt, denn auch in Neumünster gibt es ziemlich viele - vor allem junge Leute, die sich öffentlich dazu bekennen. 
Natürlich kennen wir auch solche "Typen" aus Neumünster. Die gehören doch schon irgendwie zum Stadtbild. Übrigens auch ihre Zeichen auf den Wänden einiger Häuser. Man hat sich ja schon fast daran gewöhnt. 
Aber was sind das eigentlich für Leute und was haben sie vor? 
  
Verschieden Begriffe werden übrigens hier (in Raum 9a) genauer erklärt! 

Monique Richter, Swantje Arnhold, Jessica Timm und Frauke Schröder, Manfred Hochfeld, Andreas Koch - Klasse 9a

 
  
Was ist "rechtsradikal"?   

In der Bundesrepublik gibt es einen sehr geringen Anteil an aktiven Rechtsradikalen.  
Einige Ursachen zum Eintritt in die rechte Szene sind:  
Junge Menschen, die Probleme im Elternhaus haben, suchen eine neue Gemeinschaft  
Niedriges Bildungsniveau durch Desinteresse in Schule und Arbeit  
Hohe Arbeitslosigkeit in den Neuen Bundesländern  
Von den aktiven Rechtsradikalen sind 95% Männer, von denen 80% jünger sind als  
25 Jahre.  
Durch Straßenschlachten mit Linksextremisten und ausländischen Gruppen, Vandalismus an ausländischen Geschäften und Friedhöfen landen viele früher oder später im Gefängnis. Auch werden oft Wände mit Hakenkreuzen oder ausländerfeindlichen Parolen beschmiert. Manchmal kommt es auch zu Großveranstaltungen und Aufmärschen der Rechten.  
Dann gibt es noch so genannte Mitfünfziger und über 70jährige Altnazis, die die gebildete Führung darstellen. Diese sind auch die Führungskräfte von Verlagen und Neonazistischen Vereinigungen. Die Alten können es nicht lassen, was sie während der Nazizeit gelernt haben.  

Manfred Hochfeld, Klasse 9a

 
  
Fotos aus Neumünster - Gruppe 1 
Das haben wir gemacht: 
  
In der Schule haben wir ein Projekt zum Thema „Reichspogromnacht“ gestartet und wollten dann rechtsextremistische Fotos machen. Also sind wir am 30. September 1998 mit dem Fahrrad durch die Straßen gefahren. Zuerst waren wir in der Bismarckstraße, dann in der Vicelinstraße und danach am Bahnhof. Vom Bahnhof aus fuhren wir in die Linienstraße, da wir aus Erfahrung wussten, dass wir dort viel finden würden. Und tatsächlich: Wir bekamen fast den ganzen Film voll. Zuletzt waren wir bei bei einem Bekannten im Zimmer, wo ein grausames Bild aus der Zeitung hing.  
Als die Bilder endlich entwickelt waren, haben wir damit ein Plakat gestaltet. 

Wir wissen es natürlich nicht ganz genau, aber wir denken uns, dass diese Abbildungen gegen Minderheiten, z.B. von Nazis, die aus Deutschland ein so genanntes „reines“ Deutschland machen wollen, gemacht worden sind. Das heißt, sie wollen keine Ausländer mehr in unserem Land. Oder von Ausländern, die gegen die Nazis sind, weil sie sich von denen unterdrückt und gedemütigt fühlen. Dies alles ist ein kleiner Krieg: „RECHTE DEUTSCHE“ gegen „AUSLÄNDER“ . 
Wir denken, dass es ein hin und her ist. Wenn Nazis, oder eher rechte Deutsche was über sie geschrieben sehen, dann hohlen sie sich gleich ihre Spraydosen und sprühen etwa gegen Ausländer darüber. Auch wenn sie nicht wissen, ob es von Deutschen oder von Ausländern kommt. Sie sprühen einfach! 
Wenn wir etwas über uns sehen würden, würden wir es ignorieren, weil wir 
wissen, dass es nicht stimmt und wir auch genug Freunde haben, die es auch wissen!!! 

 

Wer bringt diese Schmierereien überhaupt an den Wänden an ? 
 

Es sind z.B. rechte Deutsche, Ausländer oder einfach nur irgendwelche Leute, die es lustig finden, irgend so einen „Müll“ an die Wände oder oder Mauern zu sprühen, bzw.  zu schreiben.  
Was müsste unternommen werden, damit ein Pogrom nie wieder stattfindet? 
 
Wir finden, dass Zeitungen und so weiter, nicht sehr viele Chancen haben würden, so etwas zu verhindern. Die Bürger müssen selber wissen, dass sie aufpassen müssen. Sie dürfen keinem Menschen  blind vertrauen und man darf sich auch nicht in irgendeiner Weise manipulieren lassen.
Wir könnten uns schon vorstellen, dass so etwas noch mal passiert. Auf der anderen Seite hoffen wir aber, dass die Deutschen daraus gelernt haben was damals passiert ist, und so etwas nicht wieder zulassen werden!!! 
Frauke Schröder und Monique Richter, Klasse 9a 
 
 
  
Fotos aus Neumünster - Gruppe 2 
Wo findet man solche Bilder ? 
Diese der gesellschaftlichen Norm nicht entsprechenden Botschaften, hinterlassen an Mauern oder ähnliche "besprühbaren" Gegenständen, findet man meist an Bahnhöfen oder mehr rechtsradikale gesinnten Stadtvierteln, wo meist Menschen in einem schwachen sozialen Milieu leben.  
 
Was sind das für Menschen? 
Menschen ohne Perspektive auf eine bessere Welt, die so ihre aggressive Wut zum Ausdruck bringen wollen. Noch gestärkt durch eventuelle Armut, Arbeitslosigkeit oder durch tief getränkte Naivität, das weit in ihrem Handeln verankert z.B. durch schlechte Erfahrung mit ausländischen Mitbürgern oder zurückgebliebener Bildung und so noch in der Vergangenheit unseres Landes leben. Sie wollen so sich den "Respekt" der Gesellschaft verdienen, wollen ihrem Vaterland helfen oder müssen sich an Minderheiten selbst beweisen. Leider verstehen sie nicht, dass der Großteil der deutschen Bevölkerung  so etwas definitiv irgendwann einmal nicht mehr billigt. Jenen Menschen sollte "geholfen" werden. 
 
Warum geht dies gegen Minderheiten vor? 
 
Einzelne Ausländergruppen z.B. Türken, Albaner, Schwarze und Juden werden in der Öffentlichkeit diskriminiert, sie (die Deutschen) wollen damit erreichen, dass sich Ausländer in Deutschland nicht mehr wohl fühlen. Manche Deutsche wollen nämlich "Deutschland" für sich behalten - sie fordern mit dem Besprühen der Wänden, dass die Ausländer hier nichts zu sagen haben. Sie fühlen sich gedemütigt und erniedrigt. 
Sie sagen auch: Wenn Ausländer sich an unsere Gesetze halten würden, würden wir auch keinen Ausländerhass aufbringen. 
 
Wie fühlen sich wohl die Betroffenen? 
 
Überall sieht man ausländerfeindliche Parolen oder Aufforderungen an das "Deutsche Volk" sich gegen die so genannten "Nicht Deutschen" zu wehren. Dies geschieht aber auch nur, weil einige Rassen nach der Meinung des "Volkes" nicht unter Kontrolle sind.  Da einige Deutsche von ihnen sozusagen terrorisiert werden. 
Leider verbreitet sich dadurch stark anwachsender Rassismus, der zwar seit 49 Jahren ausgestorben sein sollte, aber immer noch in den Köpfen einiger schwirrt. Auch in höheren Ämtern, wie z.B. Parteien, NPD, DVU, die es versuchen, die NSDAP zu imitieren. Trotzdem - nach Meinung vieler Deutscher sollten ausländische Straftäter, sowie ebenfalls deutsche Straftäter härter bestraft werden, so dass dadurch der Rassismus  eingeschränkt wird. Wahrscheinlich wird es aber auf diese Weise keine totale Auflösung des Rassismus geben. - Es wird auch später noch Menschen geben, die den Rassismus bewundern und ihn weiterführen wollen.  
Nach unserer Meinung gibt es aber sowieso keine Ausländer, da wir selber die Staatsgrenzen erschaffen haben. 
Da wir durch den Rassismus unsere Menschlichkeit und den Respekt vor Fremden verloren haben, haben wir uns selber zu einer nicht  bewundernswerten Gesellschaft entwickelt. 
Könnte eine Reichskristallnacht sich wiederholen? 
Es ist schwer, eine Prognose zu einem neu ausbrechenden Nationalsozialismus zu geben. Da aber der Rassenhass eine Welle weiterer Gewalttaten auslöst, wäre es in nicht absehbarer Zeit aber möglich, dass eine zweite Reichskristallnacht „die Reise ins Ungewisse antritt“. 
Die Zukunft ist nur begrenzt  beeinflussbar und so müssen wir alles tun, was in unserer Macht steht die Grausamkeit zu lassen. Es liegt an den Bürgern, den Text der Zeit zu schreiben. Politiker und Polizisten, sind nur Marionetten des Volkes, auch wenn dieses ins Abseits geraten ist. Auf der gesamten Welt, müssen die Menschen den Sinn des Friedens und der Harmonie in sich aufnehmen, da es nicht nur in Deutschland Fremdenhass gibt.  
Wir müssen verstehen und aus den furchtbaren Taten lernen. 
 
Was muss unternommen werden? 
 
Um eine Beseitigung des Rassismus zu erreichen, darf man das Volk nicht spalten.  
Die Polizei müsste konsequenter, härter und auch menschlicher durchgreifen und keine Unterschiede zwischen "Hautfarben" machen. Das Volk, die Politiker, die Polizei und die verschiedenen Ämter müssen es für selbstverständlich halten, "ausländische" Mitbürger in  unserer Demokratie zu integrieren.  
Denn auch wir sind außerhalb Deutschlands Ausländer. 
Jessica Timm und Swantje Arnhold, Klasse 9a 
 
 
Wer steht hinter der DVU?  

Zur Zeit der Bundestagswahlen waren in Neumünster auch viele "DVU-Plakate" aufgestellt. Was ist das eigentlich für eine Partei?  
Ich habe dazu einige Informationen gesammelt.  
Hinter der DVU, die seit Jahren auf ausländerfeindliche Parolen setzt, steht der Pressekonzern des Münchner Verlegers Gerhard Frey (65), der mit der ,,Deutschen Nationalzeitung“ und der ,,Deutschen Wochenzeitung“ rund 200000 geschätzte Auflage erzielt. Nach eigenen Angaben hatte die Partei Ende 1996 bundesweit 14493 Mitglieder. Freys Vermögen schätzen frühere Vertraute auf rund 500 Millionen Mark.  

Andreas Koch, Klasse 9a  

Das Programm der Deutschen Volks Union   

DEUTSCHLAND DEN DEUTSCHEN  
AUSLÄNDER RAUS  
DEUTSCHLAND SPRICHT DEUTSCH  
GROSS-DEUTSCHLAND  
SCHLUSS MIT DER JUDEN-PROPAGANDA  
  
vgl.  
DEUTSCHLAND DEN DEUTSCHEN   
http://hagalil.com/archiv/98-3/dvu.htm 

 
Eine Argumentation zum Thema „Reichspogromnacht“ - heute unvorstellbar?  

Nachfolgend wird von mir über die mögliche Wiederauferstehung einer Pogrommacht berichtet.   

Argumente, die für eine Pogrommacht sprechen:  

Wachsende Arbeitslosigkeit, die gerade bei jungen Leuten im Westen und besonders in den neuen Bundesländern zu Rechtsextremismus führte. Sie haben kaum noch Vertrauen in das Regierungssystem der vorherrschenden Parteien. Nach Ansicht vieler junger Leute bringen die demokratischen Parteien zu wenig Veränderung und deshalb neigen sie zu radikalen Lösungen.  
Dieses hatte zur Folge, dass die Bevölkerung häufiger rechte Parteien wählten.  
Dennoch reichte die Stimmenzahl bei der Bundestagswahl 98 nicht für einen Einzug ins Parlament. Die DVU, die NPD und die Republikaner scheiterten mit 2% - 3% an der  
5%-Hürde.  
Im Gegensatz dazu hatte die NSDAP bei den Reichstagswahlen 1933 eine Mehrheit mit  
44 %, worauf Hitler Reichskanzler wurde. Von nun startete er eine Hetze und Verfolgung  
gegen alle Religionen.  

Contra-Argumente:  
Heute ist an eine ähnliche Hetze trotz einzelner rechter Gewalttaten gegen Volksfremde  
undenkbar. Schon deswegen, weil eine rechte Partei nicht an die Regierung kommen wird.  
Die letzte Bundestagswahl hat gezeigt, daß die Mehrheit der Bevölkerung mehr auf demokratische Wege zurückgreift. Bei vergangenen Wahl erhielt die SPD eine große Mehrheit. Diese wurde mehrheitlich gewählt, weil den Politikern dieser Partei zugetraut wird,  
z.B. die Arbeitslosenzahlen zu senken oder die Renten zu sichern.  
Argumente der rechten Parteien wie  

Ausländer raus  
Deutschland den Deutschen  
Arbeit für das Deutsche Volk  
Sauberen Boden für das Volk  

haben bei der Bevölkerung kein offenes Ohr gefunden.  
Die rechten Politiker, die in den Länderparlamenten sitzen, können oft keine keine Sachkenntnisse zu aktuellen Themen beitragen. Bei der DVU fließen viele Wahlkampfgelder und Sitzungsgelder in die Kasse der Parteispitze, wo den Wählern nicht zugute kommen.  
Hieraus geht hervor, dass die Rechtsparteien unglaubwürdig sind.  

Durch den verlorenen Krieg und die Zerstörung der Hitler-Diktatur wurde die Judenverfolgung beendet. Die Menschen haben aus der Vergangenheit gelernt. Im Völkerrecht und im Grundgesetz steht geschrieben, dass man die Menschen nicht wegen ihrer Religion und Nationalität verachten darf.  

Heutige Wähler der rechten Parteien sind oft nur Protestwähler, die den großen Parteien nichts mehr zutrauen wollen.  

Im Gegensatz zum Hitler-Regime sind heute die Gerichte unabhängig und die Polizei ist dem Grundgesetz verpflichtet.  
Manfred Hochfeld, Klasse 9a 

 
  
Rechtsradikale im Internet  
 
Gewaltverherrlichung hat Konjunktur. Das Internet, das weltumspannende Netz aus Millionen Computern, macht es möglich. Ein Klick auf die Computer-Maus genügt, und rassistische, antisemitische und volksverhetzende Texte können überall in der Welt empfangen werden. Wegen der technischen Struktur des Internet wird man das letztlich auch nicht verhindern, allenfalls erschweren können. Ein Beispiel für besonders primitive Hetze: Nach der Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin verschickte der Neonazi und frühere Ku-Klux-Klan-Führer Don Black über die US-amerikanische Internet-Adresse ,,Sturmfront“ den Text: ,,Sollen wir das feiern? (...)“  

Andreas Koch, Klasse 9a 
 
 
 


updated by Uta Hartwig, 18.02.15