Raum 4: Juden in Neumünster-Zeitungsarchiv 1933
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Der Judenboykott vom 1. April 1933 war aber erst der Anfang. Für die Juden in Neumünster kam es noch viel schlimmer. Hier haben wir einige Zeitungsberichte aus dem Jahr 1933 aufgeschrieben, damit sich jeder selbst ein Bild davon machen kann, was in Neumünster noch im gleichen Jahr geschah.  
 
(SEDEF YILDIRIM - NURSEL TAN - MARCO PIKLOR - MARC KNÖTTIG -  KLASSE 9A ) 
 
 
Holsteinische Courier vom 5. Mai 1933 
Zerschlagene Fensterscheiben.     
Im Laufe der letzten Nacht sind an zwei Stellen der Stadt wieder zahlreiche Fensterscheiben eingeschlagen worden. Bei dem Konfektionsgeschäft Feldmann an der Ecke Kielerstraße-Kuhberg gingen drei Ladenscheiben in Trümmer, während bei dem Kaufmann Adolf Zabel in der Bahnhofstraße 12 Fensterscheiben zu Scherben gemacht wurden. Die Täter sind in beiden Fällen unerkannt entkommen.  
 
 (So sah es auf dem Großflecken in Neumünster im Jahre 1926 aus.)
 
Holsteinische Courier vom 8. August 1933 
Vor der Kadepa sah man heute morgen große Menschenansammlungen. Heute im Laufe der Nacht waren alle Scheiben des Geschäfts zerschlagen worden. Schon vor der Wiedereröffnung, die in den nächsten Tagen vorgenommen werden soll, erwächst dem Geschäft damit großer Schaden. - Wir weisen bei dieser Gelegenheit hin auf die heutige Bekanntmachung der Ortspolizeibehörde. Irgendwelche Störungen und Eingriffe in die Wirtschaft werden nicht mehr geduldet und streng bestraft. Die Polizeibehörde erlässt die dringende Mahnung, sich nunmehr zu keinerlei störenden Handlungen hinreißen zu lassen. Es wird rücksichtslos gegen Störer vorgegangen. 
 
 
Holsteinische Courier vom 10. August 1933 
(Eine Anzeige des Handelsbundes Neumünster) 
 
 
   
Erhaltet den Mittelstand
Der Deutsche kauft nur beim Deutschen!
Meidet jüdische Geschäft, Warenhäuser,
Einheitspreisgeschäfte und alle derartigen 
Unternehmungen!
Ihr dient damit dem Volksganzen und Euch selbst!
   
Holsteinische Courier vom 14.August 1933 
Erhaltet den deutschen Mittelstand / Ein offenes Word zum Kampfe des Einzelhandels gegen jeglichen Schund und Ramsch  
(...) 
Diesen Mittelstand vom Druck artfremder Geschäftemacher zu befreien, das ist der Zweck unseres Kampfes, den der H a n d e l s b u n d  Neumünster eröffnet hat (...). 
 
Holsteinische Courier vom 14. August 1933 
Die Wiedereröffnung der "Kadepa" ist durch Abkommen vom 27.7. 1933 mit dem Herrn Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein in Anwesenheit aller Beteiligten gestattet worden.  
Der Herr Regierungspräsident hat daraufhin die Ortspolizeibehörde Neumünster angewiesen, die polizeiliche Schließungsverfügung aufzuheben.  
Hierzu gibt die Ortspolizeibehörde unter Verweis auf die Vorgänge der letzten (...) bekannt:  
Irgendwelche Störungen und Eingriffe in die Wirtschaft werden nicht mehr geduldet und streng bestraft. Die Polizeibehörde erlässt die dringende Mahnung, sich nunmehr zu keinerlei störenden Handlungen hinreißen zu lassen. Es wird rücksichtslos gegen Störer vorgegangen.  
Neumünster, den 8. August 1933. Die Ortspolizeibehörde: 
 
 
Holsteinische Courier vom 25. Oktober 1933 
Eine Judenfirma verlässt Neumünster.     
Es ist eine bekannte Tatsache, dass sich Firmen jüdischer Inhaber in Neumünster niemals lange halten konnten. Zahlreiche Ansätze sind dazu gemacht worden, solche Firmen hier ansässig zu machen, bis auf einige unbedeutende Ausnahmen, mussten diese Unternehmungen immer bald wieder aufgegeben werden. So verlässt auch die Firma Feldmann, Ecke Kieler Straße Kuhberg mit dem heutigen Tag unsere Stadt. Das Konfektionshaus geht in die Hände des Kaufmanns Fritz Sitte über, der uns gegenüber die Versicherung angegeben hat, rein arischer Abstammung zu sein. 
 
 
 
Kommentare: 
 
Ich finde es nicht gut, dass die Polizei und Hilfspolizei nicht eingriff,  als die Nazis das Einheitspreisgeschäft "Kadepa" zerstört haben. Die Nazis konnten tun und machen, was sie wollten, denn sie wussten genau, dass die Polizei nicht einschreiten würde. Die Juden mussten für den Schaden selber aufkommen. Im amtlichen Bericht stand, dass der Schaden des Geschäfts nicht hoch ist, aber das stimmt nicht. Die Nazis haben wertvolle Gegenstände (z.B. kostbare Fenster) zerstört.  
Marc Knöttig, Klasse 9a 
 
Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas wieder passieren würde, weil viele Deutsche wissen, dass in dieser Zeit große Fehler begangen worden sind. Sie haben bestimmt aus der Geschichte gelernt.  
Sedef Y. Klasse 9a 
 
Ich habe keine große Angst, weil ich glaube, dass diese Zeit sich nicht wiederholen wird.  
Einige Deutsche sind zwar immer noch der Meinung Hitlers. Aber viele Deutsche wollen bestimmt nicht, dass so etwas noch einmal passiert. Viele meiner deutschen türkischen Freunde sind meiner Meinung.  
Nursel Tan, Klasse 9a 
 
 
 


updated by Uta Hartwig, 08.2.15