Pestalozzischule
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Den Juden wurden durch die
Nazis immer mehr Rechte entzogen. Aber es ging noch weiter. Die Reichspogromnacht
machte nun auch den letzten Juden klar, dass die Nazis noch viel Schlimmeres
mit ihnen vor hatten.
(Die Reichspogromnacht früher: Bild von Christoph Meyhöfer,
Klasse 9b
siehe auch Bild "Pogromnacht heute")
"Unserer Meinung nach hätte
dieses große Morden nicht stattfinden dürfen. So viele Menschen
wurden getötet - nur weil ein 17jähriger Junge den Delegationssekretär
erschossen hatte."
Jessica Reimers - Nicole Himmelreich -
Irina Oliger - Corinne Mevius (Klasse 9a)
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Die Reichspogromnacht
Anlaß für die Reichkristallnacht
war die Tat eines 17jährigen polnischen Juden, Herschel Gryspan,
der am 7. November 1938 den Delegationssekretär Ernst von Rath in
der Deutschen Botschaft in Paris mit mehreren Schüssen niederstreckte.
Diese Tat war für die Nationalsozialisten ein willkommener Anlass,
um einen schon lange vorbereiteten vernichtenden Schlag gegen das verhasste
Judentum in die Wege zu leiten.
Am 9. November erlag der Delegationssekretär
seinen Verletzungen. Zu diesen Zeitpunkt feierten gerade die „Alten Kämpfer“,
zu denen Adolf Hitler gehörte, in München die Erinnerung an den
traditionellen Marsch zur Feldherrnhalle im Jahre 1923. Als Hitler über
den Tod des Mannes erfuhr, sprach er längere Zeit mit Goebbels und
verließ dann die Versammlung. In einer antisemitischen Hasstirade
forderte Goebbels dann Vergeltung und Rache. Die Rede wurde ,wie beabsichtigt,
als indirekte Aufforderung zum Handeln verstanden. Die Partei- und SA Funktionäre
wiesen ihre Gruppierungen in den ihnen unterstehenden Bereichen an, den
Pogrom in die Wege zu leiten. Am 11.November wurde die Aktion gestartet.
An einem Abend wurden 7500 Geschäfte zerstört. Der Schaden der
zertrümmerten Glasscheiben betrug ca. 10 Millionen DM. An diesem Abend
wurden von deutschen - in Zivil gekleideten - Soldaten alle Synagogen der
Juden angezündet. Die Feuerwehr hatte den Auftrag die Synagogen abbrennen
zu lassen.
(Bilder von brenndenden Synagogen in Deutschland 1938)
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Der befohlene Pogrom
So lautete der Befehl:
„Sämtliche jüdische Geschäfte
sind sofort von SA-Männern in Uniform zu zerstören. Nach
der Zerstörung hat eine SA-Wache aufzuziehen, die dafür zu sorgen
hat, dass keinerlei Wertgegenstände entwendet werden können.
Jüdische Synagogen sind sofort
in Brand gesteckt, jüdische Symbole sind sichergestellt. Die Feuerwehr
durfte nicht eingreifen. Nur Wohnhäuser arischer Deutscher und jüdische
anliegende Wohnhäuser sind von der Feuerwehr zu schützen. Allerdings
müssen die Juden raus, weil in den nächsten Tagen Arier einziehen
werden.“
Die Polizei durfte nicht eingreifen,
weil der Führer das wünschte.
„Die Feststellung der jüdischen
Geschäfte, Lager und Lagerhäuser hat im Einvernehmen mit den
zuständigen Oberbürgermeistern und Bürgermeistern zu erfolgen,
gleichfalls das ambulante Gewerbe. An den zerstörten jüdischen
Geschäften, Synagogen usw. sind Schilder anzubringen, mit etwa folgendem
Text:“
„Rache für Mord an vom
Rath.
Tod dem internationalen Judentum.
Keine Verständigung mit
den Völkern,
die judenhörig sind.“
Kommentar:
Ich finde das alles schrecklich,
was früher geschah. Juden hatten gar nichts und
sie durften auch gar nichts. Ich bin froh, dass ich früher
nicht gelebt hatte.
Irina Oliger, Jessica Reimers und Nicole
Himmelreich, Klasse 9a
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Die Pogromnacht in Neumünster
In Neumünster gab es keine Synagogen
- man traf sich zum Gebet in Privatwohnungen oder fuhr nach Segeberg. Daher
konnten die Nazis hier wohl auch nichts in Brand stecken.
Es wurden aber auch vier Juden in Neumünster
verhaftet. Bevor sie ins Gefängnis und anschließend ebenfalls
nach Sachsenhausen gebracht wurden, mussten sie mit Schildern um den Hals
durch die Straßen ziehen. Auf den Schildern war zu lesen:
"Wir sind das auserwählte
Volk, wir werden jetzt das Arbeiten lernen!"
Von Schaulustigen und ihren Antreibern
wurden sie verspottet und verhöhnt.
So könnte es auch in Neumünster
ausgesehen haben:
In der Folge wurden auch in Neumünster
die Juden vertrieben. Ihre Geschäfte mussten sie verkaufen und
sie wurden in die KZ Lager getrieben, wo sie ermordet wurden. (siehe auch
Raum 6) Selbst jüdische Friedhöfe
wurden von der SA zerstört. Etwa 150000 Deutsche Juden verließen
1938/39 ihre Heimat.
Man weiß heute nicht genau, wie
viele Neumünsteraner Juden in die Konzentrationslagern kamen, weil
es keine Zeitungsartikel darüber im Archiv gibt. In Neumünster
selbst gab es keine Vernichtungslager. Viele wurden in das Konzentrationslager
Sachsenhausen bei Oranienburg gebracht und dort ermordet.
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Wie
gingen die Nazis in Schleswig-Holstein vor?
Die Pogrome in Schleswig-Holstein
Der Gauleiter Hinrichs Lohse und der SA-Führer
der Gruppe Nordmark, Mayer-Quade, waren der Ansicht, dass die ganzen
Juden aus Deutschland und Schleswig-Holstein vertrieben werden sollten,
weil ein Jude einen deutschen Diplomaten in Holland erschossen hatte.
Sie benachrichtigten die örtliche
NSDAP am 9. November, daß eine Aktion gegen die Juden notwendig sei.
Sie planten nicht lange und sagten einfach, bis morgen früh um fünf
Uhr muss die Aktion vorbei sein. Einige SA-Leute fuhren nach Kappeln, um
gegen eine dort wohnende jüdische Familie vorzugehen, andere gaben
einem im Satrup wohnenden SA-Mann telefonisch den Auftrag, einen Gemischtwarenladen
in Satrup, der einem Juden gehörte, zu demolieren und den Besitzer
festzunehmen. Bei der Polizei wurden Listen eingerichtet über die
jüdischen Geschäfte und Privatwohnungen in einer Stadt. In Elmshorn,
Friedrichstadt, Kiel, Lübeck und Rendsburg ging man zunächst
zu den Synagogen. In Neumünster gab es keine Synagoge. Die Innenausrichtungen
und die Kultgegenstände wurden zerschlagen und dann ebenfalls verbrannt.
Die Feuerwehr erhielt dabei den Auftrag, die Brände selbst nicht zu
löschen, sondern nur das Übergreifen auf andere Häuser zu
verhindern. Am nächsten Morgen wurden viele jüdische Männer
aus verschiedenen schleswig-holsteinischen Städten in das Konzentrationslager
Oranienburg gebracht, aus dem sie dann erst im Laufe der nächsten
Wochen zurückkehrten. „Der indirekte Aufruf zur Gewalt hatte sich
in direkte Gewalt umgesetzt.“
Lest
Euch auch Thorstens Interview zur Reichpogromnacht
in Schleswig-Holstein durch!
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Reichspogromnacht
in einer norddeutschen Stadt: Das Beispiel Kiel
Da wir über
Neumünster kaum Informationen finden konnten, haben wir uns erkundigt,
was in dieser Nacht in der Stadt Kiel geschah:
In Kiel hatte die Aktionsgruppe, bestehend
aus Parteimitgliedern, SA und SS, über
die einzelnen Maßnahmen beraten
und beschlossen, gegen zwei bekannte Mitglieder der jüdischen Gemeinde,
die Geschäftsleute Lask und Leven, auch tätlich vorzugehen.
Lask gehörte dem Vorstand der jüdischen
Gemeinde an und war außerdem Vorsitzender der Kieler Ortsgruppe des
Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten. In einem späten Bericht
der SA zu den Vorgängen am 9/10 November 1938 hieß es dazu:
"In der spontanen Erregung über die
jüdische Mordtat war man der Meinung, dass Blut mit Blut bezahlt
werden müsse und dass für den ermordeten Parteigenossen
von Rath mindestens zwei Juden aus Kiel mit dem Tode zu büßen
hätten.“
Es waren das der Lask und Leven. Beide
sollten verhaftet und bei der geringsten Regung erschossen werden .
Leven: „Um 3 Uhr dreißig (am Morgen
des 10. November) wurde ich wach, als an meine Haustür geklopft wurde
. Ich ließ sechs SS-Männer herein, die mir befahlen , mit ihnen
zu kommen , nachdem ich mich angezogen hatte. Ich zog mich an; sie schlugen
mir mit ihren Pistolen auf den Kopf und stießen mich die Treppe hinunter.
Ich ging mit ihnen bis an die Moltkestraße,
wo sie mich aufforderten zu laufen . Ich weigerte mich aber. Ich ging etwa
(3 Meter) vor diesen Rowdys, und plötzlich schossen sie mit ihren
Pistolen auf mich. Ich wurde durch drei Schüsse verletzt, und sie ließen
mich in der Annahme, ich sei tot, auf dem Pflaster liegen."
Lask schilderte später den Tathergang
bei seiner Verhaftung in ähnlicher Art und Weise. Auch auf ihn wurde
geschossen, und auch er wurde schwer verletzt. Die Hilfsleistung durch
einen Krankenwagen wurde nach seiner Aussage absichtlich verhindert. Beide,
Leven und Lask, wurden in der Chirurgie in Kiel behandelt und nach einigen
Wochen entlassen. Beide konnten in das Ausland emigrieren.
Es gab also nicht nur die Gewalt gegen
Sachen, sondern auch Gewalt gegen Personen, die bis hin zu Mordversuchen
gehen konnten. In einer Rechnung von Blut um Blut wurde das Leben völlig
Unschuldiger schwer beschädigt.
Der zeitliche Beginn und der Ablauf der
Gewaltaktion in Schleswig-Holstein lassen den Schluss zu, dass
die Rede von Goebbels und die anschließende Befehlsausgabe der SA
von München aus das auslösende Moment gewesen sind. Es handelt
sich also nicht um einen Vorgang, an dem die breite Bevölkerung aktiv
beteiligt war, sondern um ein gelenktes Vorgehen in den frühen Morgenstunden
des 10. November 1938, das von SA, SS und Gestapo durchgeführt wurde.
Am Morgen des 10. November 1938 bot sich
den Bewohnern vieler schleswig-holsteinischer Städte ein erschreckendes
Bild: Die Synagoge zerstört und ausgebrannt, die Scheiben und die
Einrichtungen der Geschäfte zerschlagen und die Ware teilweise auf
der Straße, die männlichen Juden verhaftet und abtransportiert, die
Familien verängstigt und voller Sorge. Die jüdischen Gemeinden
und die Geschäftsinhaber wurden aufgefordert, selbst aufzuräumen
und die gröbsten Schäden zu beseitigen oder zu verdecken. Die
von den Versicherungen für die Schäden erstatten Beträge
wurden durch das Reich eingezogen und außerdem den Juden deutscher
Staatsangehörigkeit eine "Sühneleistung" von 1 Milliarde Mark
auferlegt.
(Quelle: Landeszentrale für Politische
Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Gegenwartsfragen 58 - Die Juden in
Schleswig-Holstein. Kiel 1988.)
Marc Knöttig und Marco Piklor, Klasse
9a
(So könnten die Nazis die Scheiben
von jüdischen Geschäften in Kiel beschmiert haben)
Lest
Euch auch Thorstens Interview zur Reichpogromnacht
in Schleswig-Holstein durch!
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Der
Nachkriegsprozess
Viele der Übeltäter,
die in der Reichspogromnacht „zuschlugen“ kamen ohne Strafen davon. Andere
wurden aber noch nach dem Krieg zur Verantwortung herangezogen.
Erich Gerhardt wurde beispielsweise 1947
zu fünf Jahre Zuchthaus verurteilt, weil er einen jüdischen Kaufmann
verhaftet und nur mit Unterhose und Jacke durch die Stadt trieb und dabei
eine Pistole anwendete.
Noch im selben Jahr wurde ein anderer
Angeklagter mit drei Monaten Gefängnis bestraft. Zwei weitere angestrengte
Verfahren wurden eingestellt, weil der Angeklagte - Oberpräsident
Lohse - behauptete, er wäre in der betreffenden Nacht nicht in Kiel
gewesen sei, er hätte angeblich erst später davon erfahren.
Jessica, Irina und Nicole, Klasse 9a
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Über die Pogromnacht in Schleswig-Holstein
findet ihr auch auf den Seiten von Herrn Uwe Danker (Die
Reichskristallnacht am 9./10. November 1938 in Schleswig-Holstein )
noch viele weitere Informationen.
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Meine eigene Meinung:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass
sich so etwas in der gleichen Form mit den Juden noch einmal in Schleswig-Holstein
wiederholen könnte. Jedoch bin ich der Meinung, dass vielleicht viele
Menschen in ähnlicher Form gegen die Türken und andere Ausländer
in Neumünster vorgehen könnten.
Marco Piklor, Klasse 9a
Eine Reichspogromnacht kann ich mir
heute nicht vorstellen, weil heute viele Freundschaften mit Ausländern
und mit Andersgläubigen geschlossen werden. Heute löst man solche
Konflikte, wie z.B. Judenboykott mit Aussprechen oder über die Politik.
Mariusz Michalak, Klasse 9a
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