Gertrud Naumann - Nachruf von Heide Kramer

Zum Tod von Gertrud Naumann - Freundin der Familie von Anne Frank

Frankfurter Rundschau vom 7.12.2002

© Von Heide Kramer

Am 1. Dezember ist Gertrud Naumann gestorben, eine der letzten lebenden Freundinnen der Familie von Anne Frank. Die Frankfurterin war zur wichtigen Zeitzeugin dieses Familienschicksals geworden, das durch das "Tagebuch der Anne Frank" Millionen von Menschen berührte. Gertrud Naumann ist 85 Jahre alt geworden. 

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©Frau Gertrud und Herr Karl Trenz, 1999

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Eindrucksvoll hat Ernst Schnabel 1958 in seiner Publikation "Anne Frank - Spur eines Kindes" Gertrud Naumann gewürdigt, die Zeit ihres Lebens immer wieder von Journalisten und Biografen befragt worden ist. Als jüngstes von sechs Geschwistern war die Lehrertochter am 28. März 1917 in Frankfurt geboren und in einem katholisch geprägten Elternhaus am Marbachweg aufgewachsen. 1927 zog die jüdische Familie Frank dorthin.

Die Bekanntschaft zu den Nachbarn entstand über Annes Schwester Margot. Zwischen den Familien Naumann und Frank wuchs eine intensive Freundschaft. Edith Frank bat die Nachbarstochter Gertrud mitunter, auf Margot zu achten. Das vertraute Miteinander stabilisierte sich nach der Geburt von Margots Schwester Annelies Marie am 12. Juni 1929, der späteren Autorin der "Tagebuchbriefe", geschrieben im Amsterdamer Hinterhaus-Versteck.

Auch nach der Machtübernahme der Nazis und der Emigration der Franks im Sommer 1933 in die Niederlande riss der Kontakt der Familien nicht ab. Bis 1937 war es Otto Frank möglich, gelegentlich von Amsterdam nach Frankfurt zu reisen. Bei einem dieser Besuche äußerte er zu Gertrud während eines Spaziergangs: "Wenn wir jetzt so zusammen entdeckt würden, würden wir verhaftet werden."

Nach seiner Befreiung aus Auschwitz durch die Rote Armee kam Otto Frank, der einzige Überlebende der Familie, 1945 nach Frankfurt und nahm sofort zu Gertrud Naumann Kontakt auf. Hier lernte er ihren Verlobten Karl kennen. Gertrud und Karl heirateten 1949 und bekamen drei Kinder. Bis zu seinem Tod 1980 blieben Gertrud und Karl sowie ihre Kinder mit dem in Basel lebenden Otto Frank in freundschaftlicher Verbindung. Ferienaufenthalte in der Schweiz verbanden sie mit Besuchen bei ihrem "Papa Frank".

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©Gertrud Naumann und Margot Frank in Frankfurt am Main, um 1930

 

[ document info ] Copyright © Frankfurter Rundschau 2002 Dokument erstellt am 06.12.2002 um 23:58:12 Uhr Erscheinungsdatum 07.12.2002

 

 

 

 
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